Eine der Fragen die von Journalisten sehr oft gestellt wird ist, wie ich die Bemühungen der Bundeswehr um Personal für den Aufbau des neuen Cyber-Organisationsbereiches bewerte. Üblicherweise wird sowohl in der Presse aber auch seitens des Ministeriums und der Bundeswehr selbst darauf verwiesen, dass IT-Fachkräfte wie sie für den Bereich benötigt werden schwer zu finden sind, insbesondere da diese in der Wirtschaft deutlich höhere Gehälter erwarten können als dies von der Bundeswehr mit den formalen Beschränkungen und Gesetzen realisierbar ist. Tatsächlich überzeugt mich diese Argumentation nicht. Zum einen sind IT-Studiengänge bei Leibe keine Exoten an deutschen Universitäten mehr – selbst eine spezielle IT-Sicherheits-Ausbildung nicht. Zum anderen wurden für den Start des neuen Bereiches zu Anfang April dieses Jahres auf Seiten der Bundeswehr nur 60 neue Dienstposten geschaffen die es zu besetzten gilt (40 Dienstposten für das „Zentrum Cyber-Sichheit der Bundeswehr“ und 20 Dienstposten für die bisherige Einheit „Computer und Netzwerk Operationen“ (CNO) die zum „Zentrum CyberOperationen“ umgebaut wird). Für den vollständigen Aufbau der 2021 abgeschlossen sein soll, sind laut einer Berechnung des deutschen Bundeswehrverbandes insgesamt 1648 neue militärische Dienstposten und 316 neue zivile Dienstposten vorgesehen, also ca. 500 neue Dienstposten pro Jahr. Wie die angekündigte zusätzliche Steigerung der Gesamtzahl von anfänglich ca. 13.500 auf ca. 20.000 Dienstposten realisiert werden soll ist durch das BMVg noch nicht näher erläutert worden.
Diesen personellen Anforderungen stehen gerade für den Bereich „Cyber“ einige umfangreiche Maßnahmen für die Rekrutierung und die Ausbildung gegenüber, wie die neue Studiengänge an der Bundeswehr-Universität in München, die Startup-Initiativen in Berlin, Quereinsteiger-Programme, die Bildung einer Cyber-Reserve oder die temporäre Aufstockung der Fachkräfte aus der Wirtschaft. Einem Bericht der Rheinischen Post zufolge zeigen diese (und die vielen weiteren Werbemaßnahmen) deutliche Wirkung:
Die Werbeoffensive zeigt offenbar Wirkung: Mit aktuell 21.500 Einstellungen konnte die Bundeswehr im laufenden Jahr schon fast so viele Menschen unter Vertrag nehmen wie im gesamten Vorjahr. In der ersten Jahreshälfte 2017 verzeichnete sie 36.000 Bewerber und liegt auch damit weit über den Zahlen von 2016, als sich insgesamt 58.400 Personen beworben hatten. Das Verteidigungsministerium erwartet, dass die Bewerberzahl in den kommenden Monaten sogar noch deutlich über das Vorjahresniveau steigt. (Q: Rheinische Post / lokale Kopie)
Dabei wird dem potentiell neuen Personal ein gutes Bildungsniveau beschienen; mehr als 40% der Bewerber_Innen verfügen über die „Fachhochschulreife oder einen höheren Bildungsabschluss“. Der Zeitungsbericht gibt keine nähere Auskunft über speziellen Qualifikationen oder die Verteilung auf die verschiedenen Organisationsbereiche der Bundeswehr. Angesichts der Zahlen kann man aber sicher einigermaßen zuverlässig mutmaßen, dass auch für den neuen Cyber-Bereich das nötige Personal gefunden wurde.