Erfahrungen des US-Cybercommand beim Anti-IS-Kampf

Der militärische Kampf gegen den IS ist bislang die einzige Situation, in der offiziell auch Cyber-Kräfte eingesetzt werden. In dieser, von den USA geführten militärischen Operation werden Kräfte des US Cybercommand integriert und seit diesem Jahr auch durch Großbritannien unterstützt, die insbesondere Finanzströme und Kommunikationsdienste der Terroristen unterbinden sollen. Damit folgt der Anti-IS-Einsatz der US-amerikanische Verteidigungsdoktrin, die seit ein paar Jahren Cyber-Kräfte als integralen Bestandteil von „Field-Operations“ vorsieht.

Über die Erfahrungen mit diesem Einsatz aus der Perspektive des US Cybercommand berichteten mehrere beteiligte US-Militärs, unter ihnen der Intelligence-Direktor der Einheit Brigade-General Timothy Haugh, bei einer Presseveranstaltung (Kopie). Deren Einschätzungen liefern eine interessante Innenansicht angesichts der, nach wie vor eher schwierigen Antwort auf die Frage, wie und in welcher Form der Cyberspace zukünftig Bestandteil von militärischen Konflikten sein wird. Im Kern der Probleme bei der Integration des Cybercommands standen vor allem der Informationsaustausch, die Koordination und die Übertragung militärischer Strategien und Planungen auf den Cyberspace:

Chief among those lessons is “how we approach the intelligence problems, how we approach intelligence sharing, understanding the battlespace and also (ensuring) that traditional things like our targeting process were sound and repeatable within the cyber domain”

Dabei ist die Integration der Cyber-Fähigkeiten von der militärischen Ansicht geleitet, dass deren Einsatz immer nur Bestandteil klassischer Planungen und in Abstimmung mit anderen Mittel erfolgen und erfolgreich sein kann:

Many military leaders are careful to stress that cyber operations do not occur in a vacuum and must support the other functions and domains of warfare (..) The way we look at this is that really cyberspace operations is just a part of an all domain plan,” Col. Todd Stratton, director of Air Forces Cyber (forward), said during the panel. “You’ve got air, sea, land and space as well as the cognitive domain but those primary five warfighting domains, cyberspace is just a part of that. (..) It isn’t just cyber war on its own

Trotz der sehr unterschiedlichen Eigenschaften der Domänen in denen die verschiedenen Einheiten agieren, sollen die Art und Weise, wie Cyber-Operationen aufgeklärt, geplant und strategisch durchgeführt worden sind übertragbar gewesen sein:

There are obvious differences in terms of the difference in geographic approach – cyber does not present the same clean lines in terms of geography but in terms of understanding how an adversary uses capabilities or vulnerabilities that presents those standard lessons that we’ve learned from all the other domains of warfare apply

In einem anderen Pressebericht (Kopie) spricht Brigade-General Jennifer Buckner, die für Cyber-Fragen zuständige Direktorin bei der US-Army über deren Sicht auf die Kooperationen und unterstreicht dabei, wie sich aus ihrer Perspektive Cyberoperationen von hoch geheimen und spärlich eingesetzten „Nadelstich-Aktivitäten“ zu einem breiten und langfristig geplanten Bestandteil von militärischen Einsatzstrategien entwickelt haben, bei dem Einsatz-relevant spezielle Fähigkeiten und Kapazitäten durch das Cyber-Einheiten bereit gestellt werden:

 [It] reflects really this greater operational concept for multidomain operations and operations in the information environment (..) We find we’re better with them integrated than separate elements. (..) It underscored the notion that these cyber operations are long-term, sustained campaigns rather than singular, discrete events. “You have to have a much longer campaign view and look to what you want to achieve. (..) Traditionally, cyber capabilities have been held at high levels of authority and have been reserved for more strategic, theater level operations requiring tactical units to send requests for cyber effects up to higher echelons (..) However, rather than give each unit its own organic kit or cyber operators, Buckner described a model of tailored forces and capability packages for units based on their geographic region and threats.

Die Erfahrungen werfen ein Licht darauf, wie die Integration des deutschen Kommandos CIR in bestehende militärische Planungen und Szenarios der Bundeswehr erfolgen könnte, zu der es bislang nach wie vor kaum Informationen gibt.