1. April: Start des neuen Cyber-Organisationsbereiches (CIR) der Bundeswehr

Am kommenden 1.4. startet offiziell der neue Cyber-Organisationsbereich (CIR – Cyber und Informationsraum), der mit dem, im vergangenen Jahr präsentierten Abschlußbericht des Aufbaustabes vorgestellt wurde und gleichrangig zu den Bereichen Heer, Marine, Luftwaffe uns Sanitätsdienst sein wird. Der neue Bereich wird von Generalmajor Ludwig Leinhos als Cyber-Inspekteur der Bundeswehr geleitet. Der ministerielle Counterpart CIT (Cyber/IT) unter Leitung des bisherigen ThyssenKrupp-CIO Klaus Hardy Mühleck im BMVg wurde bereits Anfang Oktober 2016 ins Leben (lokale Kopie) gerufen.

Detailierte Informationen zu dem neuen Organisationsbereich, der mit ca. 13.700 Dienstposten starten soll (von denen der absolut Großteil aus bereits bestehenden Ressourcen der Streitkräftebasis umstrukturiert wird) und bis 2021 auf ca. 20.000 Dienstposten ausgebaut werden soll finden sich hier, hier und in ausführlicher Analyse hier.

Einen sofortigen Stellenzuwachs erfahren laut Präsentationsfolie des Aufbaustabes (lokale Kopie):

  • der neue Kommandostab des Organisationsbereiches CIR (230 Dienstposten)
  • das, aus dem bisherigen Betriebszentrum IT der Bundeswehr umgebaute „Zentrum Cyber-Sichheit der Bundeswehr“ mit 40 zusätzlichen Dienstposten
  • das, aus der bisherigen Einheit „Computer und Netzwerk Operationen“ (CNO) umgebaute „Zentrum CyberOperationen“ mit 20 Dienstposten

Interessant an diesen Zuwächsen ist vor allem der letzte Punkt. Während die seit 2006 bestehende CNO-Einheit bisher dem Kommando Strategische Aufklärung untergeordnet war, wird sie mit Gründung des Zentrums deutlich aufgewertet. Die CNO-Einheit trainiert laut Darstellung des BMVg das offensive Eindringen in fremde IT-Systeme, allerdings bisher offiziell nur in abgeschlossenen Netzwerken. Welches strategische Ziel die Bundeswehr mit diesen Fachkräften verfolgt und welche speziellen Regeln für deren Einsatz im Cyberspace gelten – die in internationalen Debatten aufgrund der spezifischen Eigenschaften des Cyberspace noch sehr umstritten oder unklar sind –   bleibt jedoch offen. Andererseits gibt es von Herbst des vergangenen Jahres Presseberichte über einen ersten mutmaßlichen Einsatz dieser Einheit. Da auch die NATO im vergangenen Jahr in Warschau eine Intensivierung beim Aufbau der Cyber-Ressourcen in den Vertragsstaaten beschlossen hat, könnte diese Aufstockung auf baldige weitere Einsätze – oder den Willen dazu – hinweisen. Angesichts der Rüstungswettläufe im Cyberspace und dem Eskalationspotentials dieser weltweiten Entwicklungen sollten die politischen Fragen zu dem Zweck einer solchen offensiven Cyber-Einheit in der Bundeswehr in jedem Fall dringend von der Verteidigungsministerin beantwortet werden.