Neue Leitlinie zur Cyber-Verteidigung der Bundeswehr wird langsam offizieller (Update)

Im Juli wurde durch den Spiegel von bis dato noch geheimen Plänen des Bundesverteidigungsministeriums berichtet, den Bereich Cyberverteidigung bei der deutschen Bundeswehr stärker auszubauen, personell aufzustocken und mit offensiven Fähigkeiten auszurüsten. Das Dokument dieser neuen strategischen Leitlinie wurde später durch den Blog netzpolitik.org (Q: netzpolitik.org, Kopie) veröffentlicht, bislang jedoch noch nicht durch das BMVg kommentiert.

Langsam lichten sich jedoch die Schleier und so berichtet die Süddeutsche Zeitung heute davon, dass die neue strategische Ausrichtung (Q: Süddeutsche Zeitung, Kopie) in dieser Woche auf einer eigenen Konferenz näher diskutiert werden soll. Dabei soll es unter anderem darum gehen die bisher verteilten Kompetenzen in einer zentralen Organistationsstruktur zu bündeln und diese den bisherigen Heeresteilen wie Marine, Luftwaffe und Heer gleichzustellen. Damit vollzieht das Verteidigungsministerium einen Wandel, der aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer stärkeren offensiven Einbettung von Cyber-Einheiten in militärische Operationen führen wird – eine strategische Planung wie sie bspw. auch in der aktuellen US-amerikanischen Sicherheitsdoktrin vorgesehen ist.

Gegenwärtig verfügt die Bundeswehr in Form der „Computer network operations“-Einheit, die beim Kommando Strategische Aufklärung (KdoStratAufkl bzw. KSA) ansässig ist nur über einige Dutzend Fachkräfte, während alle anderen IT-Fachleute und System-Administratoren eher für die technischen Dienstleistungen zuständig waren. Vor diesem Hintergrund wird der Vorstoß der Verteidigungsministerin nur ein erster Schritt in Richtung einer offensiven Cyber-Einheit sein, die Forderung nach weiteren Sach- und Personalmitteln wird wohl demnächst folgen.

Update (18.9.2015):

Verteidigungsministerin Frau von der Leyen hat im Rahmen ihrer Keynote bei einem Cyber-Workshop des BMVg die obige Pläne bestätigt:

In den nächsten Monaten soll ein Kommando aufgebaut werden, das die 15.000 mit Informationstechnik befassten Soldaten und zivilen Mitarbeiter der Bundeswehr koordinieren soll (..) Es gehe auch darum, die Vernetzung mit der Cyber-Abwehr der Bündnispartner zu verbessern (..) Um den Aufbau der IT-Truppe soll sich ein kleiner Stab um Staatssekretärin Katrin Suder kümmern, der bis zum Frühjahr ein Konzept erarbeiten soll. (Q: heise.de, Kopie)

Über die ebenfalls vor einige Monaten durchgesickerten Absichten, die gesetzlichen Grundlagen der Cyber-Einheiten auch um Offensiv-Befugnisse zu erweitern wurde jedoch nichts verlautbart.